Freitag, 21. März 2014

Freitag, 07.03.2014 - Wikijung

Willkommen in Kamerun! Das sagt uns nun auch die Morgensonne. Es ist halb acht und wir warten schon wieder mit gepackten Taschen an der Kathedrale auf unseren Bus, der uns nach Kumbo und damit weiter ins Innenland bringen wird. In der Kathedrale ist gerade eine Messe zu Ende...
Mit Augenbinde und Ohrstöpseln hatte ich eine wunderbar erholsame Nacht und habe die Kinderstimmen vor dem Zimmer erst spät wahrgenommen. Denn neben dem Gästehaus war schon sehr viel Leben, als wir unter den Moskitonetzen hervor krochen. Dort liegt die Saint-Jean-Bosco-Schule und wie an jedem Morgen hatten sich auch heute alle Schüler zum Appell vor dem Gebäude versammelt, auch die ganz kleinen Dreijährigen. In Kamerun gibt es nämlich keinen Kindergarten, sondern die "nursery school", in der alle Kinder an Schulbänken sitzen, rechnen, schreiben und andere Dinge lernen.

Als unser Busfahrer Ivo samt Bus da war, wurde unser Gepäck wieder auf dem Dach verstaut und wir fuhren zu Mr. Francis, der uns schon zum Frühstück erwartete: mit weißen Brötchen, Pfannkuchen, Omelett, Obst und Kaffee. Alle nutzten nochmal die saubere Toilette, bevor wir zur langen Fahrt nach Kumbo aufbrachen. Auch Julia, die sich unglücklicher Weise auf dem stillen Örtchen eingeschlossen hatte, haben wir befreit und mitgenommen :)

Die erste Wegstrecke führt vorbei an unzähligen, unterschiedlichen Verkaufsständen. Erst sind es Polstermöbel, die am Straßenrand stehen, dann Matratzen und Bettgestelle, dann kommen die unbearbeiteten Bretter. Nach einiger Zeit hören die Verkaufsflächen auf und wir passieren die ersten Palmplantagen, dazwischen Häuser aus Stein oder Holz. Die Landschaft ist viel grüner als ich dachte!

Unterwegs fallen ein paar Unterschiede zum deutschen Straßenverkehr auf: Es gibt viel, viel mehr Motorräder als in Deutschland; zum Überholen setzt man selten den Blinker, dafür wird aber auf jeden Fall mindestens zweimal kurz gehupt. Unterwegs gibt es immer wieder Polizeistationen mit Fahrzeugkontrollen, einmal müssen wir alle Pässe vorzeigen. Ab und zu halten wir auch an Mautstationen. Die Stationen sind keineswegs so modern wie in Deutschland. Die Straße wird einfach durch ein dickes Seil gesperrt. Für ungehorsame Fahrer liegt immer ein Nagelbrett griffbereit...

Unseren Mittagsstopp machen wir unterwegs bei einem Cousin von Fr. Paul in Bafang. Wir sitzen gemütlich zusammen im überdachten Straßenverkauf - und im Rauch der Feuerstellen, auf denen Kochbananen  und Fleisch gegrillt wird. Nicht viel später geht die Fahrt weiter, denn wir haben bisher ja noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Die Straße ist in gutem Zustand, es kommen nur immer wieder Kurven oder langsamere Fahrzeuge vor uns, so dass wir abbremsen müssen. Es geht stetig bergauf - da muss Ivo, unser Fahrer, auch schon mal einen Gang zurückschalten, damit wir hochkommen!

Wir verlassen die geteerte Straße kurz vor Bafoussam, um eine Abkürzung zu nehmen. Jetzt heißt es, schnell alle Fenster schließen, denn beim Befahren der Straße entsteht ein furchtbarer Staub. Auch diese Straße ist in gutem Zusatnd. Überhaupt keine Schlaglöcher - sie muss ganz neu planiert worden sein. Leider nicht besonders breit, so dass wir einen riesen Schrecken bekommen, als plötzlich mit einem Affenzahn ein Truck uns entgegenkommt. Schneller als wir schauen konnten, war er vorbei - alles ging gut. Kein Zusammenstoß! Nicht viel später wird uns schon wieder flau im Magen. Die Brücke über einen Bach ist gesperrt und es gibt wenige Meter nebenan ein Provisorium, gerade breit genug für unseren kleinen Bus - wie ist bloß der Truck drüber gekommen?

Weiter geht es auf der steinigen Straße. Keine Ahnung, wie lange noch. Zeit spielt irgendwie eine untergeordnete Rolle. Es wird so lange dauern, bis wir eben ankommen. Die Idee, mal frische Luft in den stickigen, 35° warmen Bus zu lassen, war sehr schlecht. Alle husteten und keuchten, denn der Staub in den Augen und Atemwegen ist um einiges unangenehmer als die stehende Luft. Wieder eine Polizeikontrolle - diesmal war der Stopp und das Öffnen der Fenster erholsam!

Wir fahren durch viele Dörfer und die kleine Stadt Jakiri. Überall sind Menschen vor den Häusern. Das Leben spielt sich draußen ab. In den Ortschaften gehen Kolonnen von einheitlich gekleideten Schülern entlang- auf dem Weg nach Hause. Schulbus haben wir noch keinen gesehen.
Bei diesen abgelegenen Ortschaften kann ich verstehen, dass sie ihr Eigenleben führen, eine eigene Sprache sprechen und sich nicht mit dem offiziellen Regierungssystem identifizieren können.

Kaum zu glauben: wir fahren wieder auf geteerter Straße! Sie ist nagelneu; die Baumaschinen stehen noch am Straßenrand. So langsam ist Ende in Sicht. Maximilian, der ja ein Jahr in Kumbo gelebt hat, meint plötzlich: "Jetzt sind wir da!". Es fühlt sich nicht danach an, denn die Straße ist nun wieder unbefestigt und zerfurcht von trockenen Wasserrinnen. Wir kommen nur langsam voran und fahren im Zickzack, immer diagonal zum Verlauf der Rinnen. Endlich sehen wir die Kathedrale, die majestätisch oben auf dem Berg liegt. Wir kreuzen den Squares, die Mitte der Stadt Kumbo, dann machen wir einen kurzen Stopp an der Kathedrale, der auch länger hätte ausfallen können, hätten wir nicht so einen fähigen Busfahrer. Denn der Wagen von Fr. Paul wollte nicht anspringen. Ivo hantiert kurz unter der Motorhaube und der Wagen läuft.

Das letzte Stück war irgendwie das schlimmste, zumindest ist da die Straße in einem wirklich schlechten Zustand. Da es inzwischen dunkel war, sah man richtig die dunklen Löcher bzw. Gräben, die vom Scheinwerferlicht njcht ausgeleuchtet wurden. Durch manche rollten wir ganz vorsichtig, um nicht aufzusitzen bzw. den Boden aufzureißen, wenn wir doch an manchen Stellen kurz aufsaßen.

Endlich sind wir da, wirklich da! Während unsere Gastgeber unser Gepäck abladen, bekommen wir schon die Zimmer gezeigt. Jeder hat ein eigenes mit Toilette und Dusche - echt super! Auch das Abendessen war richtig gut! Kartoffeln, Spaghetti, Kohlgemüse, kräftige Gemüsebrühe, gebratener Fisch, als Nachtisch Bananen. Nach einer kurzen Abschlussrunde beenden wir den langen Tag mit dem Partnerschaftsgebet.

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